Ein faszinierendes und vielseitiges Instrument und in diversen Musikarten zu Hause – das ist das Akkordeon. Seine Entwicklung begann Anfang des 19. Jahrhunderts und war von vielfältigen Erfindungen und Experimenten geprägt, so dass es heute eine kaum überschaubare Anzahl and Varianten in allen Teilen der Welt gibt, was sich auch in oft sehr eigenwilligen Bezeichnungen, wie Quetschn, Tretschrank oder Ziach usw., widerspiegelt.
Der Akkordeon-Anfänger in Deutschland wird meist mit einem Instrument beginnen, das auf der rechten Seite, vom Spieler aus betrachtet, eine chromatische Klaviatur besitzt, auf der ähnlich wie auf einem Klavier gespielt werden kann, nur dass Hand und Unterarm gedreht und abgewinkelt werden müssen, um die Tasten zu bedienen. Die linke Hand bedient den linken, den sogenannten Bassteil des Instruments, auf dem in der Standardversion in Form von Knöpfen Basstöne in Quinten in vertikaler Richtung angeordnet sind, und in horizontaler Abfolge Knöpfe für die gebräuchlichsten Dur-, Moll-, Sept- und verminderten Septakkorde sitzen. Diese beiden grundsätzlichen Bauteile des Akkordeons sind bautechnisch mit einem Zugbalg verbunden, der vom Spieler permanent hin- und herbewegt werden muss, damit Luftschwingungen erzeugt werden. Diese versetzen, etwas vereinfacht gesagt, wiederum die freischwebenden, durchschlagenden Zungen im Inneren in Schwingung, wodurch ein Ton hörbar wird. Bei vielen Akkordeoninstrumenten gibt es zusätzlich sogenannte Register, die durch Knopfdruck eingestellt werden und den Sound des Instruments mechanisch verändern, so dass er ähnlich einer Flöte etc. klingt. Im Zeitalter der Elektronisierung von Instrumenten besteht sogar die Möglichkeit, eine Akkordeon mit einem Digitaladapter auszustatten, um Samplesounds anzuwählen und damit eine im Prinzip unbeschränkte Soundpalette zur Verfügung zu haben – kombiniert mit einer Rhythmusmaschine steht so ein Alleinunterhaltungsinstrumentarium zur Verfügung, dass einer Keyboard-Workstation kaum nachsteht.
Einer der größten Vorteile des Akkordeons ist seine Transportfähigkeit. Kein Wunder, dass es als Schifferklavier Verwendung fand und bei fahrenden Straßenmusikern beliebt war und ist. Es spielt eine wichtige Rolle in der Volksmusik in vielen Gegenden Europas und was wäre der Tango Argentino ohne den typischen Akkordeonsound, auch wenn hier als Instrument das Bandoneon eingesetzt wurde, ein sehr entfernt verwandtes Harmonika-Instrument ohne Klaviatur und Akkorden und mit wechseltönigen Knöpfen, so dass beim Auf- und Abziehen des Balges jeweils eine andere Tonhöhe erklingt.
Es gibt in Deutschland Akkordeonorchester und das Instrument hat durch zeitgenössische Komponisten und entsprechende Werke seinen volkstümlichen Ruf weitgehend modifizieren können und auch Eingang in die traditionell klassisch orientierten Musikhochschulen gefunden; daneben entstehen immer wieder Gruppen und Bands im Bereich der sogenannten Folk- oder Worldmusic-Szene, bei denen der Akkordeon-Sound zum individuellen Klangreichtum beiträgt, so z.B. bei der belgischen Formation „Urban Trad“ oder dem weiblichen französisch-russischen Duo Nathalie&Natalie und vielen, vielen anderen.